Exklusiv-Reisen neu definiert: Luxusjets werden jetzt grüner
Flüge im Privat Jet sind besonders umweltschädlich. Genau dagegen will man in der Branche jetzt ankämpfen und sucht nach grünen Lösungen.
In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, sind auch die Anbieter von Privatjet-Flügen gefordert. Sie reagieren auf den Wunsch ihrer Kunden nach umweltfreundlichen Reiseoptionen und investieren verstärkt in ökologische Technologien und Designs.
Bereits 1963 präsentierte der amerikanische Flugzeughersteller Learjet das erste speziell für private Zwecke konzipierte Jetmodell – den Learjet 23. Kurz darauf stieg auch Dassault Aviation mit dem Mystère-Falcon 20 ins Geschäft ein.
Gulfstream II setzte nur drei Jahre später neue Massstäbe. Heute liegen die Ansprüche noch höher: Die Klientel verlangt nicht nur Luxus pur, sondern auch einen nachhaltigen Reisestil.
Umweltbilanz: Zwei Tonnen CO2 pro Stunde
Doch genau hier liegt das Problem: Private Jets gelten als besonders klimaschädlich.
Laut der europäischen NGO Transport & Environment produzieren sie pro Passagier fünf bis vierzehn Mal mehr Schadstoffe als kommerzielle Flüge. Sie verbrauchen sogar 50 Mal mehr als Hochgeschwindigkeitszüge – eine Stunde im Privatflieger entspricht zwei Tonnen CO2-Ausstoss.
Aufschwung trotz Kritik
Trotzdem boomt das Geschäft mit den Privatjets. Seit Anfang 2020 steigt ihre Nutzung schneller als die des kommerziellen Luftverkehrs.
So verzeichnete der Reiseanbieter Flying Group für 2021 einen Zuwachs von 15 Prozent bei den Flugstunden im Vergleich zu 2019. Er erwartet in Zukunft weitere Steigerungen.
Die Branche arbeitet jedoch an Lösungen: Die National Business Aviation Authority hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 international klimaneutral zu wachsen. Das ist ein Vorhaben, das durch die Entwicklung von Überschall-Privatflugzeugen, die mit Biokraftstoff betrieben werden können, unterstützt wird.
Neue Kraftstoffe
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe (SAF). Die sind hergestellt aus vollständig erneuerbaren Abfällen und landwirtschaftlichen Restprodukten oder mittels SAF-Technologien wie Power-to-Liquid aus recyceltem CO2 und Carbon-Capture-Technologien.
VistaJet beispielsweise kündigte im September 2020 eine Partnerschaft mit SkyNRG an, dem weltweit führenden Unternehmen für SAFs. Gemeinsam wollen sie den CO2-Ausstoss um bis zu 85 Prozent reduzieren.
Innerhalb von acht Monaten nach Einführung des Plans entschieden sich bereits 80 Prozent der VistaJet-Mitglieder dafür, ihren Treibhausgasausstoss zu kompensieren.
Nachhaltige Partnerschaften als Schlüssel zur Veränderung
Auch die Hersteller von Geschäftsflugzeugen sind gefordert und arbeiten intensiv daran, den ökologischen Fussabdruck ihrer Prozesse und Flugzeuge zu reduzieren.
Dassault beispielsweise setzt auf «Öko-Design». Das beinhaltet effiziente Konzepte für den gesamten Lebenszyklus eines Flugzeugs vom Rohstoffabbau bis zur Produktion, Nutzung und schliesslich der Entsorgung.
Ein weiterer Vorreiter in Sachen nachhaltiges Design ist Embraer. Der brasilianische Flugzeughersteller präsentierte 2021 vier neue umweltfreundliche Flugzeugkonzepte, die mit unterschiedlichen Antriebstechnologien arbeiten – Hybrid-Elektrisch, Elektrisch, Wasserstoff-Brennstoffzelle und Dual-Fuel-Gasturbine.
Trotz aller Kritik unternimmt die Privatjet-Branche also durchaus Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Von umweltbewusstem Design bis hin zum schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zeigt sich: Ein grüner Weg ist das Ziel.
Und auch wenn dieser Weg sicherlich noch einige Turbulenzen bereithält, so wartet am Ende doch eine grünere Zukunft.