Was Sie über Michelin-Sterne wissen müssen

Lukas Hertzsch
Lukas Hertzsch

Am 12.06.2024 - 15:02

Ein Restaurant mit Michelin-Auszeichnung verspricht exquisite Leckerbissen, so viel ist klar. Doch was steckt hinter dem berühmten Restaurantführer?

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Der Michelin-Restaurantführer listet Restaurants, die höchsten Ansprüchen genügen. - Depositphotos

Die begehrten Michelin-Sterne sind das ultimative Gütesiegel für jeden Gastronomiebetrieb. Doch wie gelangen sie eigentlich auf die Speisekarten der besten Restaurants der Welt?

Und was hat das alles mit Autoreifen zu tun?

Von Reifen zu Ratatouille: die Geburt des Michelin-Führers

«Michelin» ist nicht nur in der Kulinarik eine Grösse, denn einer der bekanntesten Hersteller von Autoreifen träg denselben Namen. Und wer hätte gedacht, dass es sich hier um die gleichen Gründer handelt?

Die Brüder Andre und Edouard Michelin, französische Industrielle und Gründer des Reifenkonzerns, veröffentlichten 1900 den ersten Guide. Ziel war es, mehr Autos auf die Strasse zu bringen und damit den Reifenabsatz anzukurbeln.

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Hier gut zu erkennen: das Logo der Reifenfirma Michelin auf dem Schild des gleichnamigen Restaurantführers. - Depositphotos

Ihr kostenloser Ratgeber enthielt Kartenmaterial sowie Anleitungen zur Reparatur und zum Wechsel von Reifen. Um Autofahrer dazu anzuregen, ihre Fahrzeuge öfter zu nutzen und neue Gegenden zu erkunden, fügten sie Listen mit Restaurants, Hotels, Werkstätten und Tankstellen entlang populärer Routen hinzu.

Sternstunde im Gourmet-Himmel: Das Aufkommen des Ratingsystems

Nach einem vorübergehenden Produktionsstopp während des Ersten Weltkriegs wurde der Guide ab 1920 wieder veröffentlicht – nun jedoch gegen Bezahlung. Die Michelin-Brüder verbesserten den Guide, verzichteten auf Werbung und führten eine Kategorisierung der Restaurants ein.

Anonyme Tester wurden engagiert, um die Lokale zu besuchen und zu bewerten. 1926 begann der Guide mit der Vergabe von Sternen – zunächst nur einen pro Restaurant.

Von gut bis aussergewöhnlich: Die Bedeutung der Sterne

Im Gegensatz zu vielen anderen Bewertungssystemen ist bei Michelin auch ein einziger Stern bereits eine grosse Ehre. Jeder vergebene Stern signalisiert eine seltene Leistung im Gastronomiebereich:

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Den Michelin-Guide gibt es auch zeitgemäss als digitale Version für das Smartphone. - Depositphotos

Ein Michelin-Stern wird heute an Restaurants vergeben, die in ihrer Kategorie für sehr hohe Qualität stehen. Zwei Sterne signalisieren eine hervorragende Küche, die auch einen Umweg wert ist.

Mit drei Sternen, der grösstmöglichen Auszeichnung in der Welt der Gastronomie, hingegen werden nur absolut aussergewöhnliche Lokale geehrt. Nach Meinung der Tester sind diese Restaurants eine spezielle Reise wert.

Gourmet-Guide des 21. Jahrhunderts

In den USA wurde das Michelin-Sternesystem übrigens erst 2005 eingeführt. Dabei konzentrierte sich der Restaurantführer zunächst ausschliesslich auf die gehobene Gastronomie in New York City.

Heute bewertet der Guide Restaurants in Städten wie Chicago, Los Angeles oder San Francisco sowie weltweit in insgesamt 37 Ländern.

Ausserdem gibt es mittlerweile auch den grünen Michelin-Stern, welcher nachhaltige Restaurants auszeichnet.

Wie kommen Restaurants an den Michelin-Stern?

Hierin liegt die grosse Schwierigkeit: Restaurants können sich nicht bewerben, sondern die Experten von Michelin wählen jedes Jahr Lokale aus, die durch anonyme Tester besucht werden.

Die Inspektoren statten den ausgewählten Restaurants gleich mehrere Besuche ab. Sie kommen beispielsweise zu unterschiedlichen Jahreszeiten, Wochentagen und Tageszeiten, um sicherzugehen, dass die Qualität konstant ist.

Entscheidende Kriterien sind die Frische der verwendeten Zutaten, die Auswahl und Originalität der Gerichte sowie das Preis-Leistungs-Verhältnis.

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