Geheimnisse der Uhrmacherkunst: das Wunderwerk der Komplikation

Andrea Abrell
Andrea Abrell

Am 01.07.2024 - 06:08

Weit mehr als nur Stunde und Sekunde zeigt eine Komplikation an. Sie ist Symbol der erlesenen Handwerkskunst der Uhrmacher und gleichzeitig Ausdruck von Stil.

Luxusuhr von Patek Phillipe.
Die Grand Complications Retrograde Perpetual Calendar Rare Handcraft ist eine Hommage an die Taschenuhren der Marke. - Screenshot Instagram @patekphilippe

Die Definition einer Komplikation in einer Uhr ist weit mehr als eine Frage von Stunden, Minuten und Sekunden. Sie ist sozusagen die Krönung der Uhrmacherkunst, auch «Haute Hologerie» genannt.

Die Fondation de la Haute Horlogerie (FHH) mit Sitz in Genf bietet eine Einsicht in diese komplexe Welt: Eine Uhrenkomplikation erweitert demnach die Funktionalität eines Zeitmessers über das blosse Anzeigen der Uhrzeit hinaus.

Von Chronographen bis zu ewigen Kalendern – all dies sind unbestreitbar Komplikationen im Herzen jeder hochwertigen Uhr. Diese Funktionen bieten zusätzliche Informationen oder verbessern die Genauigkeit und Benutzerfreundlichkeit des Zeitmessers.

Komplexität hinter dem Zifferblatt

Die Grenzen dessen, was als Komplikation gilt, können jedoch verschwimmen. Nehmen wir beispielsweise den Tourbillon oder die Remontoire, also eine Taschenuhr mit Handaufzug; beide sind zweifellos komplex in ihrer Mechanik.

Sie fallen aber nicht in die klassische Kategorie der Komplikation nach generischer Definition. Ihre Rolle besteht eher darin, die Ganggenauigkeit durch ausgeklügelte Regulierungsmethoden zu optimieren.

Breguet «Tradition 7597».
Erinnert an die Anfänge der Komplikationen von Breguet: die «Tradition 7597». - Screenshot Instagram @montresbreguet

Besonders interessant wird es bei Betrachtung spezieller Modelle wie dem ultra-dünnen Automatiktourbillon Breguet 5377. Dieses Meisterwerk zielt darauf ab, durch Rotation aller vertikal gelagerten Teile des Uhrwerks eine einheitliche Rate zu erreichen.

Zwischen Tradition und Marketing

Kritiker mögen argumentieren, dass es im Interesse der Uhrenindustrie liegt, solche regulierenden Mechanismen als Komplikationen zu bezeichnen. Dadurch erhöht sich theoretisch ihre Anzahl in einem einzelnen Zeitmesser.

Doch dieser Punkt scheint eher nebensächlich angesichts des wahren Kunsthandwerks und Ingenieurwissens hinter jedem Detail einer Luxusuhr. Eine ähnliche Debatte gibt es um den Gebrauch des Ausdrucks «Grand Complication».

Streng genommen beschreibt dieser einen Zeitmesser mit ewigem Kalender, Schleppzeigerchronograph und Minutenrepetition. Vielfach wird jedoch aus Marketinggründen einfach eine extrem teure Uhr mit Zusatzfunktionen wie etwa Angabe der Weltzeit so bezeichnet.

Faszination ohne Ende

Trotz alledem bleibt festzuhalten: Die Faszination für feinmechanische Wunderwerke wie das Patek Philippe Observatory Tourbillon Movement lässt sich nicht allein auf technische Definitionen reduzieren.

«Speedmaster Moonwatch» von Omega.
Die «Speedmaster Moonwatch» von Omega gehört ebenfalls zu den bekannten Komplikationen. - Screenshot Instagram @omega

Solch ein Werk verkörpert sowohl historisches Erbe als auch handwerkliches Können. Neben Patek Philippe haben sich auch Breguet und Omega in diesem Bereich einen Namen gemacht.

Letztlich spielt es jedoch kaum eine Rolle, ob eine Funktion offiziell als Komplikation gilt oder nicht. Viel wichtiger ist ihr Beitrag zur Geschichte der Uhrenmacherei sowie ihre Rolle als Sammlerstück und exklusive Geldanlage.

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